Warum sich die Secessions-Kuppel perfekt als Sonne eignet

 

Ein Hinweis darauf, dass die Architekten (Olbrich, Klimt etc.) mit der Kuppel auf der Secession eine Referenz auf die Sonne machen wollten, lässt sich nicht finden.

Sie wollten jedenfalls auf die Karlskirche und deren Kuppel verweisen, die für die künstlerische Richtung (Historismus) steht, von der sich die Secessionisten abgespaltet hatten.

Das Krauthappl (Kohlkopf), wie die Kuppel im Volksmund angeblich bei einigen heißt oder hieß, soll eine mit Lorbeer umrankte Laube darstellen. Leider darf man aus feuerpolizeilichen Gründen als Tourist nicht direkt unter die Kuppel.

Zitat aus einer Broschüre:

[…] All dies zusammenfassend bedeutet die zur goldenen Halbkugel veredelte Laube aus Lorbeerzweigen eine Monumentalisierung des universellen Mythos von Erneuerung und Initiation. „Rückkehr zum Ursprung“, zu den goldenen, paradiesischen Zeiten der Einheit von Kunst und Leben. Erneuerung durch Vereinnahmung und Wiederankoppelung an erdhafte Vitalität, an die „Fruchtbarkeit des Unbewussten“ […]

(Brigitte Huck, Otto Kapfinger, Margarete Szeless: Secession, S.11f)

Mit welchen Deutungen der Lorbeer und die Kuppel auch behaftet sein mag – niemand kann abstreiten, dass sie optisch durch ihre vergoldeten Blätter, welche züngelnden Flammen gleichen, der Sonne ähnelt. Aus der Straßenansicht ist die Kuppel auch nicht nur eine Kuppel sondern mehr als eine Halbkugel – man kann sich also perfekt eine vollständige Kugel vorstellen.

Mit ihrem Durchmesser von 8,5 m ist die Secessions-Kuppel rund 160 Mio. mal kleiner als die Sonne und setzt damit den Maßstab für das Wiener Sonnensystem. Ein Modell des Sonnensystems passt mit der Secession als Sonne so perfekt nach Wien, als hätten Olbrich und Kollegen die Rechnung bereits bei der Planung angestellt: Alle Planeten, die seit der Antike bekannt sind und die am Nachthimmel mit bloßem Auge präsent sind, passen in diesem Maßstab ins Wiener Stadtgebiet (Merkur bis Saturn). Einzig Uranus (z.B. Flughafen) und Neptun (z.B. Tulln) sind in Niederösterreich unterwegs.

Der Besuch der Secession im Zentrum der Stadt neben Karlsplatz und Naschmarkt ist ein Muss für jeden Wien-Besucher – schließlich ist sie eines der bedeutendsten Gebäude der österreichischen Kunst- und Architekturgeschichte. Das Jugendstil-Gebäude ist sogar auf der österreichischen 50 Cent Münze abgebildet.

Die Planetenbahnen, die sich durch die Größe der Secessions-Kuppel berechnen, führen zu vielen weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt: z.B. Karlsplatz, Oper, Volksgarten, Belvedere, Schönbrunn und Kahlenberg.

Das Projekt Wiener Sonnensystem soll viel mehr sein als eine Augmented-Reality-App in der die Planeten zu Bildungszwecken in richtiger Größe und Distanz erscheinen. In einer weiteren Stufe soll es eine Ausschreibung geben, bei der sich Künstler für eine künstlerische Umsetzung der Planeten bewerben können.

Der Anspruch der Secessionisten war es, einen Raum für unangepasste, moderne, außergewöhnliche Kunst zu bieten. Dieser Anspruch wird bis heute durch die „Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession“ weitergetragen. Mit der Secession im Zentrum des Sonnensystems kann diese Idee nun in die ganze Stadt getragen werden!